MCs mit Maske!
Foundation-Maine-Coons und
der Maskenfaktor
von: Maike Herms-Köpf, (Modesto's Maine Coons, Dez. 2006)
Liebe Leser, Züchter und Freunde der Maine Coon, inzwischen hat sich neben der HCM ein neues Problem breit gemacht, allerdings keines, unter dem die Gesundheit der Katzen leidet, aber dennoch ein ernst zu nehmendes für die Weiterentwicklung der Rasse Maine Coon. Ein unerwünschtes Gen ist erneut aufgetaucht - der Maskenfaktor.
„Foundations“ – was ist das eigentlich?
Begonnen hat der Trend mit den Foundations vor einigen Jahren in den USA. Ein paar wenige Züchter hatten sich dazu entschlossen,
noch mal ganz von vorne zu beginnen und mit selbst gefangenen „Foundations-Katzen“ neue Blutlinien aufzubauen. Sie Gründeten einen Spezialverein, der der American Cat Association (ACA) angeschlossen wurde. Vor etwa sieben Jahren begannen dann auch Züchter in Deutschland mit einem eigenen Foundation-Zuchtprogramm.
So ein Zuchtprogramm verdient grossen Respekt. Es bedeutet sehr viel Verantwortung gegenüber der Rasse, der Zucht und anderen Züchtern. Vor allem aber ist es ein langer und harter Weg. Es dauert viele Jahre, bis man die ersten Erfolge hat, bis alle nötigen Testverpaarungen durchgeführt sind, um unerwünschte Gene, Missbildungen oder Erbkrankheiten zu entdecken. In dieser Zeit werden sehr viele Kitten geboren, für die man gute Plätze bei Liebhabern der Rasse finden muss. Insgesamt also ein aufwendiger und vor allem auch sehr kostenintensiver Prozess.
Der Gentest bringt Sicherheit
Seit kurzer Zeit steht, wie bereits erwähnt, ein Gentest zur Verfügung, mit dem das Point-Gen festgestellt werden kann. Dies ist jetzt ein grosser Vorteil, den vor allem Züchter, die mit Foundations-Tieren arbeiten – aber nicht nur diese - , nützen können. Vor ein paar Jahren standen uns solche Testmöglichkeiten ja leider noch nicht ztur Verfügung. Der Gentest kann in jeder Tierarztpraxis per Wangenabstrich oder Bluttest durchgeführt werden. Mehr Information dazu bekommt man bei den Tierärzten oder unter: www.biofocus.de. Auch „Laboklin“ hat inzwischen einen entsprechenden Gentest entwickelt.
Es muss nicht mehr mit aufwendigen und nicht 100%ig aussagefähigen Testverpaarungen gearbeitet werden – ein wirklich einfaches Testverfahren ermöglicht es uns, unerwünschte rezessive Gene zu entdecken, bevor sie ihren Weg in den Genpool einer Rasse finden.
Maine Coon bleib wie Du bist
und wie wir Dich lieben
Es gibt einen vorgegebenen Standart, der den Maskenfaktor ausschliesst. Das Point-Gen hat in dieser Rasse nichts verloren. Sollte es nicht gelingen, dieses Gen wieder zu eliminieren- und wird es statt dessen irgendwann akzeptiert, dann bedeutet dies das Ende der Maine Coon, so wie wir sie kennen.
Es wird mit so viel Energie und Engagement gegen die HCM vorgegangen. Wenngleich dieses Engagement inzwischen seltsame Früchte trägt – aber das ist hier nicht das Thema. Genau so wichtig wie eine Erbkrankheit zu bekämpfen, ist es auch eine Rasse so zu erhalten, wie sie ist.
Die Maine Coon darf meiner Meinung nach nicht zu einer einem Trend unterworfenen, Farbenzucht verkommen. Sie muss die natürliche und ursprüngliche Naturrasse bleiben, wie wir sie kennen und lieben. Ich wünsche mir und der Maine Coon, dass es so bleibt und wir auch in Zukunft an dieser imposanten Katze mit der einzigartigen wilden Schönheit erfreuen können.
Wann und wo fallen die nächsten Masken-Coons?
Nun stellt sich natürlich die bange Frage: Wie viele Point-Träger sind bereits unentdeckt in die Zucht gelangt?
Wie viele Colourpoints-Würfe sind bereits gefallen, wo die betroffenen Züchter geschwiegen haben, aus Angst, diffamiert zu werden?
Wann wird der nächste Züchter aus allen Wolken fallen, weil da ein Point-Wurf in der Wurfkiste liegt? Wohin führt die Zucht mit Foundations – ist man auf dem richtigen Weg? Niemand weiss genau welches genetische Material so in die Zucht gelangt ist und welche Überraschungen noch auf uns warten. Wurde mit der vielversprechenden Genpool-Erweiterung vielleicht sogar der Grundstein dafür gelegt, die Maine Coon kaputt zu züchten?
Neuer Gentest bringt Licht ins Dunkel
Es wurden daraufhin die beiden Elterntiere und deren sämtliche Nachkommen auf das Point-Gen getestet (Gentest von Biofocus). Beide Eltern und fast alle Nachkommen sind Point-Träger. Nur ein Jungkater hat das Gen nicht geerbt. Der Maskenfaktor ist ein rezessives Gen, dass sich über Generationen unbemerkt auf viele Nachkommen weitervererbt. Das Gen wird erste nach der Verpaarung mit zwei Point-Trägern wieder sichtbar. Erst dann fallen wieder Colourpointkitten mit blauen Augen.
Nach dem ersten Schreck wusste die befreundete Züchterin nicht, was sie von diesen Kitten halten sollte. Waren es nun noch Maine Coons oder schon Mischlinge? Sie setzte sich mit ihrem Zuchtverband in Verbindung und wollte Klarheit. Der Verband bestätigte ihr, dass die Kitten auf jeden Fall Maine Coons sind, aber auf Grund des Point-Gens nicht zur Zucht zugelassen werden. In Übereinkunft und Absprache mit dem Zuchtverband wurden von der Züchterin inzwischen alle Point-Träger aus der Zucht genommen und kastriert. Und die Kitten bekamen einen Stammbaum, in dem sie als „Pointträger“ und „nicht zur Zucht zugellassen“ gekennzeichnet wurden. Auch bei unserer F3 Foundations-Kätzin Molly („Tara’s Let-it-shine-r-Molly“, geboren November 2002) konnte das Point-Gen inzwischen nachgewiesen werden.
Schock!
Colourpoints in der Wurfkiste
Manch ein Züchter (auch in den USA) hat diesen langen und harten Weg wohl gescheut in der Hoffnung, dass schon nichts passieren wird – oder um einfach schneller zum Erfolg zu kommen. Wie auch immer, - Fakt ist, dass bei einer befreundeten Züchterin inzwischen die ersten (offiziellen) Colourpoint-Kitten geboren wurden. Aus einer F4 Foundations-Halbgeschwisterverpaarung, die nicht beabsichtigt war (beide Tiere HCM frei). Der Wurf war für die Züchterin ein Schock! Sie hatte ja schliesslich keine fremden Rassen eingekreuzt.
Maskenfaktor bei Maine Coon, damals und heute
Bereits damals in den achtziger Jahren gab es in der Maine-Coon-Szene grosse Schwierigkeiten wegen des Auftretens des Maskenfaktors. Man hörte davon seit mehr als einem Jahrzehnt, aber nichts wurde konkret dagegen unternommen. Nein, im Gegenteil, die Züchter gingen dabei aufs Schärfste aufeinander los, was nicht gerade zur Aufklärung beitrug.
Dann wurde es irgendwann still um den Maskenfaktor – durch Umdenken und besonderes Handeln war es wohl gelungen, die Trägertiere aus der Zucht zu bekommen. Heute, über zwanzig Jahre später, steht die Rasse erneut vor dieser Problematik. Inzwischen konnte durch Gentests nachgewiesen werden, wie sich das Pointgen in den Genpool das Maine Coon einschleichen konnte. Diesmal waren es Foundation-Katzen, die das rezessive Gen unter ihrem normal gefärbten Mantel unerkannt trugen.