Rassekatzenzucht wird heute noch zu wenig ernst genommen. Zur Non-Point-Ragdoll nahm man in Amerika vor 40 Jahren u.a. schon die Maine-Coon – und so wie heute liess man damals schon Katzen, die raus wollten, unkastriert in die Freiheit. Es gibt in der Freiheit schon lange keine reinrassigen Hauskatzen mehr – und innerhalb einer Zuchtrasse? Da geht es bei so einigen nicht immer korrekt zu. Daher ist es wirklich an der Zeit, dass genetische Tests die Grundlage für gesunde und reine Rassen werden.
Die Originale Ragdoll (OR), eine Pointkatze, wurde von Anne Baker in Amerika 1965 bekannt gemacht. Es vergingen nur wenige Jahre und die Ragdoll erschien in Amerika auch in den Non-Pointed-Versionen, so dass Anne Baker den Namen ihrer Ragdoll in drei Versionen und vier Farben schützen lassen musste. Dies lediglich 10 Jahre, nachdem sie mit ihrer neuen Rasse, welche reinerbig in den drei Versionen gefallen ist, an die Öffentlichkeit trat.
Dass die Familie der Ragdoll auf die Stamm-Mutter zurückführen sollte, ist längst in Vergessenheit geraten. Heute konzentriert man sich auch in Europa auf neue Farben und neue Versionen. Die neue Farbe Rot, und einige neue Point-Varianten wurden vom FIFé 2004 schon zugelassen, ohne die Folgen für die OR zu bedenken! Nun wird von einem weiteren Verein schon ernsthaft in Erwägung gezogen, die Non-Pointed-Ragdoll zuzulassen – die Ragdoll in allen möglichen Zeichnungen, so, wie Bauernhofkatzen oder eben Main-Coons, Norweger... (in Amerika hat die Non-Pointed-Ragdoll schon lange Fuss gefasst).

Dürfen solche Katzen mit „Ragdoll“ bezeichnet werden? Diese Tiere haben sichtbar keine Points (was der Name ja sagt) und auch schon keine blauen Augen mehr. Und wie sieht es weiter aus? Darf die Non-Pointed–Ragdoll mit der neuen Point-Vielfalt der Ragdoll verpaart werden? Bilden diese Mischlingskinder eine weitere Rasse-„Ragdoll“, oder man teilt sie in den Stammbäumen einfach dem Aussehen nach unter den Anderen ein? Welche „Teile“ aus A. Bakers OR werden da eigentlich noch reinerbig gezüchtet? Glaubwürdigkeit für eine reine Rasse lässt hier stark zu wünschen übrig.

Wer trägt die Verantwortung, wenn die exakte Zeichnung der OR, so wie sie uns in allen Katzenbüchern vorgestellt wird, verschwindet? (bei DER Experimentier-freudigkeit der Züchter; siehe Ragamuffin. Eine kleine Gruppe Farbenzüchter von Ex-Ragdolls, mit eigener Rassebezeichnung).

Setzen sich Verbände auch für Minderheiten ein oder heisst es schlicht und einfach: Mehrzahl gilt... ??

 

Probleme

in der Zucht der Originalen Ragdoll

Leserbrief von:  Silvia Klaus, 'of Lucill's Doll',  Jan. 2007

Sehr geehrte Frau Herms

Für Ihren Beitrag „MCs mit Maske“ möchte ich mich bedanken. Es hat mich gefreut, von einer Züchterin zu hören, welche sich mit viel Engagement und Idealismus einsetzt für ihre Rasse. Solche Züchter gibt es nur wenige. Wenn ich auch keine MC-Züchterin bin, so habe ich mich den wenigen Original-Ragdoll-Züchtern angeschlossen, welche eine winzige Minderheit in der Ragdollzucht bilden. Wir setzen uns ein für die Originale Linie der Ragdoll. Auch wir stehen vor einem grossen Problem:

Frau Herms, nochmals danke für Ihren Beitrag, er hat mich über vieles nachdenken lassen. Wenn ich vor Ihrem Bericht nur mein eigenes Problem sah, habe ich nun gemerkt, dass Züchter anderer Rassen auch kein leichtes Züchten haben. Man wünscht diese Probleme keinem – trotzdem fühlt man sich nicht mehr so als einsamer „Streiter“. Viel Erfolg für die Main-Coon-Zucht und Erfolg an all jene Rassekatzen-Idealisten die ähnliche Probleme haben.

Silvia Klaus (www.lucills-echte-ragdoll.ch)

Chip, Heimtierausweis, Gen-Tests auf Gesundheit, Blutgruppen-Bestimmung, bei den Rassen wo deswegen Probleme bestehen und, um das Niveau und die Sicherheit zu erhöhen (dass die Elterntiere, welche im Stammbaum angegeben sind, auch wirklich die Eltern sind). Ich werde bei meinen Zuchttieren den DNA-Test machen lassen. In der Pferdezucht ist das obligatorisch und auch einige Hundezucht-Vereine, welche das Niveau höher ansetzen möchten, haben sich dazu entschlossen.

Dies ist für jedes Zuchttier eine einmalige Geldausgabe, sorgt aber für eine gesunde Rasse und wird Überraschungen in der Wurfkiste vermeiden. Natürlich ist es teuer, nicht rentabel. Rassekatzen richtig züchten ist ein teures Hobby. Ernsthaftigkeit einer Zucht und das Wohl des Tieres sollten trotz allem an erster Stelle stehen.

Ich war immer der Meinung, dass die Aufgabe des Vereins die ist, dass wir Züchter den Standart einhalten, der uns vorgeschrieben wird – und, dass wir Züchter die Rassen rein erhalten (sonst müssten wir ja nicht mit Stammbaum züchten). Vereine oder Verbände setzen uns Regeln vor, so dass das Wesen und das Erscheinungsbild einer Rasse nach 50/100 Jahren noch das Selbe ist. Man soll nichts gegen neue Farben, Zeichnungen und Rassen haben, solange nebenher auch das Ursprüngliche erhalten bleiben kann. Rassebezeichnung d.h. Namensänderungen für das Neue und Trennung in der Zucht von Alt und Neu müssten Vorschriften sein von den Verbänden. Wenn Verbände aber die Ernsthaftigkeit der Minderheiten nicht beachten... Sind sie nur da, um uns Stammbäume auszustellen... für den Rest sollen wir selber sorgen... ? Da müssten Verbände wirklich mal über ihre „Bücher“. So vieles liegt an uns Idealisten... Wenn diesen MC-Züchtern nicht geholfen wird, hat die reine MC keine Chance! Aber, ob das einer versteht?

Ein grosses Stück ernsthafter wird die Rassenzucht in Zukunft wohl werden und wenn es nur dies ist, dass durch genetische Tests mehr Wert auf die Gesundheit gelegt wird. Neuorientierung, neue Regelungen, den heutigen Möglichkeiten angepasst, dürften nicht schaden. Es würde die Rassekatzenzucht endlich auch auf ein Niveau bringen. Züchter und auch Käufer können mithelfen, indem sie sich die Tests zeigen lassen.

Frau Herms steht mit ihrem Problem an der genau gleichen Stelle, wie wir mit der Originalen Ragdoll-Linie. Nämlich am Anfang - und nur wenige interessiert es. Was soll sie tun, wenn die Mehrheit der MC-Züchter den grossen Aufwand, auch finanziell, nicht aufbringen wollen? Wenn sie sagen: „Gut, es ist ja nun erwiesen, auch die Main-Coon ist eine ursprüngliche Point-Trägerin. Die Foundation-Zucht hat das ja bewiesen. Holen wir das Point noch ein bisschen mehr herein, wenn schon, denn schon. Die neue Ragdoll eignet sich sehr gut dazu, dann haben auch wir offiziell eine Point–Rasse.“ Alle Main-Coon Züchter machen mit und... Mehrzahl gilt? Dann dürfte Frau Herms mit ihresgleichen den Namen der ursprünglichen Main-Coon wirklich ändern! So wie bei den Langnasen-Persern. Obwohl die ursprüngliche Nase der Perser-Rasse eine normale Länge besass, hat sie keinen Stellenwert mehr. Auch eine Minderheit, die selber kämpfen muss... ! Demokratie mag ja schön sein, doch ein Standart hat damit nichts zu tun.
Folgendes wäre für uns Züchter Hilfe von den Verbänden:

Könnte man sich nicht überlegen, ob Main-Coons ohne Point-Gen, getestete, gesunde Tiere, im Stammbaum speziell gekennzeichnet werden? Damit diese leicht ersichtlich, nur unter ihresgleichen verpaart werden können, um so das Ursprüngliche wieder zu erlangen? - Spezielle Kennzeichnung wäre auch bei der OR notwendig gewesen, bevor man Neues anerkannte. Wir müssen die wenigen OR-Katzen, welche es heute noch gibt, von den Neuen strikte getrennt züchten; wie zwei verschiedene Rassen – obwohl der Name derselbe ist. Die Züchter der neuen Ragdolls nehmen darauf schon seit Jahren keine Rücksicht mehr.

Man frage sich: Die Ragdoll ist doch von ihrem Ursprung her eine Point-Katze. Woher kommt das Aussehen ohne Points? Wo ist da die Rassereinheit, für welche die Züchter (und Verbände) verantwortlich sind? Wo liegt da die Ähnlichkeit mit der ursprünglichen Originalen Ragdoll in ihren drei Versionen und ohne die Farbe rot, von A. Baker??
15 Jahre leben mein Mann und ich mit Ragdolls zusammen. 2006 ist erst unser drittes Jahr mit Jungtieren. Mit dem Züchten angefangen haben wir ausschliesslich um das Original der Ragdolls, die alte Linie, zu erhalten. All die Jahre aber hatten wir Einblick in die Ragdollszene. Bis ca. 1999 haben langjährige Züchter sehr ernsthaft versucht, ausschliesslich das Original zu vertreten. Es war damals die IG-Ragdoll, die es weltweit am längsten „aushielt“, das Ursprüngliche zu bewahren. Und heute? Langjährige Züchter sind enttäuscht, geben auf oder liebäugeln mit dem Neuen und die neuen Züchter haben keine Ahnung mehr, was es mit der OR auf sich hat.